Lebenslust statt Lebensfrust Bild: Sabine Fehrenbach
Beschäftigst du deinen Hund oder stillst du auch seine Bedürfnisse?
Kennst Du den Unterschied?
Wenn ich ehrlich bin, kannte ich den Unterschied lange Zeit selbst nicht. Mein Hund wurde immer frustrierter und ich wußte nicht, warum.
Ich nahm mir Zeit für ihn, habe regelmäßig trainiert und ihn so gut es ging ausgelastet. Aber das änderte rein gar nichts. Die Wendung kam erst, als ich auf die wahren Bedürfnisse meines Hundes geachtet habe.
Die Beschäftigung des Hundes geht meist vom Hundehalter aus und soll den Hund nicht nur körperlich, sondern auch geistig auslasten. Dies dient der Beschäftigung des Hundes zusätzlich zum Training, macht Spaß und beeinflusst die Mensch-Hund-Beziehung positiv. Der Hundehalter verbringt bewusst Zeit mit seinem Hund.
Aber befriedigt diese Beschäftigung auch die Bedürfnisse deines Hundes?
Oftmals wird von Enrichment gesprochen. Aber was versteht man darunter?
Ist Enrichment das Gleiche wie Beschäftigung?
Definition für Enrichment:
Enrichment beschreibt ein Beschäftigungskonzept für die Haltung von Tieren in Gefangenschaft, um die Entwicklung von Stereotypien durch Langeweile zu vermeiden und ihnen Gelegenheit zu geben, Körper und Geist gemäß ihren genetischen Anlagen einzusetzen (Wikipedia)
Im Gegensatz zu den Zootieren sind unsere Hunde tagtäglich ganz vielen Reizen ausgesetzt, von Langeweile in der Regel keine Spur. Aber sind diese Reize auch genau die, die unsere Hunde brauchen?
Bedingt durch ihre Genetik bringen unterschiedliche Rassen und –mixe auch verschiedene Prädispositionen mit bzw. Talente mit. Sie unterscheiden sich, je nach der Verwendung für die sie ursprünglich gezüchtet wurden z.B. darin, welche Sequenzen des Jagdverhaltens sie besonders intensiv zeigen. Bei einem Border Collie wäre das z.B. Fixieren, Anschleichen und ggf. Hetzen.
Gleichzeitig wurde er aber auch auf Kooperation mit dem Menschen selektiert.
Im Gegensatz dazu zeigt z.B. ein Beagle größere Eigenständigkeit und verfolgt mit großer Ausdauer Spuren, um Wildtiere ausfindig zu machen.
Wir sollten versuchen, den Bedürfnissen unserer Hunde auf vielfältige Art gerecht zu werden und unsere Hunde zu fordern, andererseits aber auch nicht zu überfordern. Und – was ich sehr wichtig finde – wir sollten den Hund eigene Entscheidungen treffen lassen, was er mag oder eben vielleicht viel lieber tun würde.
Das kann schon damit anfangen, seinen Hund entscheiden zu lassen, wo er auf seiner Gassirunde langgehen möchte. Da merkt man erstmal, was er tatsächlich tun würde, wenn wir ihn doch nur mal lassen würden.
Die Bedürfnisse der Hunde können sehr unterschiedlich sein. Der eine Hund liebt es, seine Nase einzusetzen und zu schnüffeln oder auch Dinge zu suchen. Der andere liebt es, Tricks zu erlernen, Intelligenzspiele zu bewältigen oder verschiedene Gerüche zu unterscheiden.
Ähnlich wie beim Menschen sterben ungenutze Hirnareale langsam ab. Umso wichtiger ist es deshalb, deinen Hund nicht nur zu beschäftigen mit Dingen, die er bereits kennt, sondern immer wieder auch neue Dinge kennenzulernen und auszuprobieren.
Finde heraus, was dein Hund wirklich mag!
Versuche, den Bedürfnissen deines Hundes auf vielfältige Art gerecht zu werden!
Ich habe dir
hier ein paar Beschäftigungen zusammengestellt. Schaue dir dazu die Videos an, die ich für dich gedreht habe.
Das Grundmodul bildet die Basis für die verschiedenen Spielmodule. Durch die optimale leicht verstellbare Spielhöhe können kleine und große Hunde gleichzeitig und getrennt voneinander spielen. Die auswechselbaren Spielmodule fördern die Kreativität, Spielfreude, Konzentration, Koordination und Auslastug des Hundes. Jedes Spielmodul stellt unterschiedliche Anforderungen an den Hund, diese regen zum Denken und zur selbständigen Problemlösung an.
Ich habe hier den Aufsatz für die Klopapierrollen genutzt. Man startet
erst mit dem Aufsatz auf dem Boden, hängt ihn dann immer weiter hoch.
Anschließend kann man den Aufsatz so befestigen, dass er nur noch oben befestigt
ist und schwingt, so dass das Herausziehen immer schwieriger wird.
Schnüffelteppich
Im Schnüffelteppich wird Futter versteckt, welches der Hund dann sorgfältig heraussuchen muss. Schnüffelteppiche gibt es in allen Farben und Formen, es gibt auch Schnüffeldecken mit größeren Verstecken. Alternativ kann man auch eine alte Jeans nehmen und Leckerlis in den Taschen verstecken.
Die gefüllte Brottüte
Die Brottüte riecht in der Regel lecker und mein Hund zerrupft sie gerne. Wenn ihn dann noch was Leckeres erwartet, macht es noch viel mehr Spaß. Ein Grundbedürfnis meines Hundes ist definitiv das Zerreißen/ Barben.
Überraschungskiste: ein Pappkarton gefüllt mit Zeitungspapier
Ich habe dazu eine Bananenkiste genommen und habe die Tageszeitung kleingemacht und Leckerlis in Zeitung eingewickelt und darin versteckt. Mein Hund musste sich anfangs sehr überwinden, seinen Kopf da hinein zu stecken. Auch hier kann er die Leckerlis heraussuchen und draußen dann auspacken.
Der gefüllte Kong
Die Rillen des Kongs kann man mit Quark oder Frischkäse befüllen und dein Hund kann die Rillen dann genüsslich ausschlecken Damit ist er sehr lange beschäftigt. Auch kannst du den Kong mit Futter bestücken und dein Hund muss ihn dann umherrollen, um an das Futter zu gelangen.
West Paw Toppl
Der West Paw Toppl kann einfach alles! Mit Leckerchen befüllt ist er eine tolle und lang anhaltende Beschäftigung für jeden Hund. Es können auch 2 unterschiedliche Toppls ineinander gesteckt werden und ergeben dann ein tolles Puzzle für besonders clevere Hunde.
Intelligenzspielzeug
Hier muss der Hund verschiedene Strategien anwenden, um an das versteckte Futter zu gelangen. Auch hier gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade. Man beginnt mit einem Kästchen. Ist das gekonnt, kommt ein zweites dazu. Jedes Mal muss dein Hund neu überlegen, wie es an das Futter kommt.
Motorikschleife
Bei der Motorikschleife muss dein Hund einen Baustein nach dem anderen
mit der Schnauze bewegen, und das nicht einfach nur von links nach rechts,
sondern auch nach oben oder unten und auch ein Mix aus beidem. Auch hier muss
langsam begonnen werden, um den Hund nicht völlig zu überfordern.
Hier findest Du die Bestelllinks:
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Kong: https://amzn.to/39Z2WoI
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Ich wünsche dir viel Spaß zusammen mit deinem Hund!
Der richtige Rahmen fürs Alleinbleiben – Eine Herausforderung für viele Hunde
Allein zu bleiben, ist für viele Hunde alles andere als selbstverständlich. Während einige Hunde bellen, jaulen oder fiepen, wenn sie allein sind, räumen andere die Wohnung um oder warten still leidend vor der Tür. Es ist eine Situation, die sowohl für den Hund als auch für den Besitzer oft sehr belastend ist.
Ein persönlicher Erfahrungsbericht: Pancho, Foxi und Paddy
Mein erster Hund, Pancho, hat mir deutlich gezeigt, wie schwer es für manche Hunde ist, allein zu bleiben. Innerhalb von fünf Minuten hatte er den Boden samt Bodenleisten rausgerissen und die Tür zerkratzt. Auch draußen konnte er es kaum ertragen, wenn ein Zaun zwischen uns war – er sprang ohne Zögern über den 1,20 Meter hohen Zaun. Wir mussten das Alleinbleiben trainieren, als berufstätige Menschen hatten wir keine andere Wahl.
Mit der Zeit lernten Pancho und auch mein anderer Hund Foxi, entspannt allein zuhause zu bleiben. Sie haben es durch kleinschrittiges Training gut erlernt. Aber dann kam Paddy.
Wer uns kennt oder auf Facebook verfolgt hat, weiß, dass unser Start alles andere als einfach war. Paddy kam mit einem großen Paket an Schmerzen und Stereotypien zu uns, die intensive Behandlung und Training erforderten, damit er sich überhaupt auf ein normales Leben einlassen konnte. Paddy wuchs in einer Umgebung auf, die ihn stark einschränkte – er lernte kaum etwas kennen und zeigte bis heute autistische Züge. Menschen und Hunde im Nahkontakt sind für ihn eine enorme Herausforderung. Eine Ärztin gab mir sogar schriftlich, dass er nie mit mehr als einem Menschen zusammenleben könne.
Im ersten Jahr war es für Paddy unvorstellbar, sich in der Nähe von anderen Hunden oder Menschen zu entspannen. Zum Glück hatten wir die Möglichkeit, auf eine andere Wohnung im Haus auszuweichen, damit er sich zunächst nur an mich gewöhnen konnte – selbst das war schon schwierig genug.
Nachdem Paddys Schmerzen lokalisiert und er auf Schmerzmedikamente eingestellt war, konnten wir nach über einem Jahr langsam in die Wohnung ziehen. Er war inzwischen 1,5 Jahre alt, und ich wagte den ersten Versuch mit dem Alleinbleiben. Doch es funktionierte nichts.
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass Paddy noch nicht den richtigen Rahmen hatte, um das Alleinbleiben zu lernen. Er sprang immer wieder zur Tür, auf die Kommode und bellte unaufhörlich, obwohl ich direkt in seiner Nähe war. Er wollte einfach nur raus aus der Wohnung, weg von den vielen Reizen, die ihn überwältigten.
Paddy musste zuerst „Wohnung“ lernen – sich überhaupt und auch in einem Raum entspannen können, dann in weiteren Räumen. Dabei waren die Auslöser wie andere Menschen und Hunde immer noch präsent, wenn auch nicht in seinem direkten Umfeld.
Erst als Paddy sich frei in der Wohnung bewegen und entspannen konnte und nach der erfolgreichen Behandlung seines Herzwurms fast schmerzfrei war, konnten wir mit dem Alleinbleibtraining beginnen. Paddy ist jetzt 2,5 Jahre alt.
Den richtigen Rahmen finden
Die Vorbereitung für das Alleinbleiben begann schon früh: Mit einem speziellen Entspannungsduft am Halsband, der Verwendung eines Relaxopets und der Schaffung einer „Safty Zone“, einer Ecke im Wohnzimmer, die Paddy sich selbst als Rückzugsort ausgesucht hat und die weder von Hund noch Mensch gestört werden darf.
Als der richtige Rahmen für Paddy gegeben war, klappte es auch mit dem Alleinbleiben. Die anderen beiden Hunde sind währenddessen im Flur oder Schlafzimmer, und Paddy kann selbst entscheiden, ob er Kontakt haben möchte oder nicht. Bisher haben wir es geschafft, dass er zur Abendzeit eine Stunde alleinbleiben kann. Jetzt arbeiten wir daran, dass er auch zu anderen Tageszeiten entspannt allein sein kann.
Was gehört alles zu diesem Rahmen?
Wenn dieser Rahmen für deinen Hund passt, kann mit dem Alleinbleibtraining begonnen werden. Vorher macht es meist wenig Sinn.
Und: Es gibt kein Schema F, das für jeden Hund passt. Jedes Training muss individuell auf das Mensch-Hund-Team abgestimmt werden.
Für Welpen/Junghunde, bei denen das Alleinbleibentraining von Beginn an gut vorbereitet werden kann, ist das Training meist wesentlich leichter.
Alleinbleiben ist keine Selbstverständlichkeit, sondern muss erlernt werden. Es ist eines der sensibelsten Themen im Hundetraining, daher ist Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt.
Die Welpenzeit mit deinem Hund verlief typisch?!
Nachdem dein Hund gelernt hat sich draußen zu lösen, die Nächte durchzuschlafen, nicht alles anzukauen oder in alles reinzubeißen, funktioniert das gemeinsame Leben ganz gut. Die Grundsteine für eine gute Sozialisierung und einer guten Mensch-Hunde - Beziehung habt ihr in eurem Alltag gelegt. Im besten Fall lässt euer Hund bereits alle vier Pfoten auf dem Boden, wenn ihr Besuch bekommt und ohne große Ablenkung läuft er bereits gut an lockerer Leine. Den ein oder anderen kleinen Trick oder Signal beherrscht dein Hund auch schon.
Immer wieder ist das der Punkt, an dem einige Welpenbesitzer nach der Welpenkurs mit dem Training aufhören und den Gedanken haben, dass ihr Hund nun ,,erwachsen“ und/oder ,,erzogen“ ist. Leider muss ich euch sagen, dass das nur der Anfang der Hundeausbildung ist – verglichen mit der Grundschule bei Kindern. Auch Kinder können nach der Grundschule noch nicht richtig gut lesen, stillsitzen beim Essen, einen Aufsatz schreiben, sich im Straßenverkehr zurechtfinden geschweige denn den Führerschein machen. Auch Kinder lernen im Kindergarten bzw. in der Grundschule sich im Leben zurecht- und ihren Platz zu finden, soziele Kontakte zu knüpfen und sich mit Lautäußerungen zu artikulieren.
Du hast in der Welpenzeit den besten Grundstein für ein gemeinsames Leben gelegt und gerade erst begonnen, deinem Hund die Welt zu zeigen. Damit dein Hund dich aber zukünftig überall hin begleiten kann, solltest du auf jeden Fall am Training dran bleiben – in einer Junghundegruppe oder im Alltagstraining weitertrainieren, oder aber auch im Einzeltraining. Gerade nach dem Zahnen (ca. ab dem 5. Monat) beginnt für deinen Hund die Junghundezeit. In dieser Zeit verändert sich psychisch bei deinem jungen Hunden hormonell, körperlich und sehr viel. Dazu gehört auch die anstrengende Zeit der ,,Pupertät“. Erwachsen sind dein Hund erst je nach Rasse zwischen dem 24. und 36. Monat. In dieser elementaren Zeit bilden sich das Sexualverhalten, das Sozialverhalten, das Jagdverhalten, Entspannungsverhalten, die Impulskontrolle, das Ausdrucksverhalten, das Angstverhalten, das Ressourcenverhalten, das Meideverhalten und noch vieles mehr erst richtig aus.
Hunde sind in der Pubertät deutlich schwerer einzuschätzen, sie wirken nervös, fahrig und sind auch schlechter kontrollierbar. Sie sind empfindlicher, was Reize anbetrifft, reagieren schneller und/oder auch heftiger. Man meint, sie haben alles vergessen, was sie im Welpenalter gelernt haben.
Dein Hund ist durch die ganzen Veränderungen im Körper in der Regel angespannt, gestresst und kann viele Emotionen gar nicht mehr verstehen. Plötzlich riecht das andere Geschlecht interessant und Sexualtriebe entstehen. Neben der körperlichen Faktoren setzten wir Menschen den Hund immer mehr Reizen und Konfliktsituationen aus. Dein Hund muss plötzlich länger alleine bleiben und unsere menschliche Erwartungshaltung ist viel höher als bei dem kleinen Welpen. Immer wenn ich mir dies bewusst mache, fällt mir auf, vor wie viele Herausforderungen wir unsere Hunde eigentlich täglich stellen und häufig erst im Nachhinein darüber nachdenken, warum der Hund gerade so reagiert hat.
Jeder Hundehalter kennt dann diese Zeit, wo wir plötzlich im Training einige Schritte rückwärtsgehen müssen, da der Hund das bereits erlernte nicht mehr abrufen kann. Wir versuchen dann mit allen möglichen Tricks das erwünschte Verhalten abzurufen und haben keine Chance. Die Hunde machen das nicht mit Absicht, was ihnen so oft unterstellt wird. Auch testen sie nicht ihre Grenzen –sie können einfach gerade schlichtweg nicht.
Die gedankliche Steuerungsfähigkeit vorübergehend eingeschränkt!
Wie sagt meine Kollegin so gerne: „Jetzt haben die jungen Hunde nur noch Stroh im Kopf“. Was oft als „Grenzen testen „ bezeichnet wird, hat einen neurobiologischen Hintergrund. Die Synapsen, die Schaltstellen zwischen den Nervenzellen, werden in der Adoleszenten Phase abgebaut, das Hirn wird neu strukturiert – „der Stecker ist nicht nicht drin“!
Im Junghundealter soll dein Hund eine gute Leinenführigkeit, einen sicheren Rückruf, entspannte Begegnungen mit Artgenossen, Entspannungsrituale und alltagsrelevante Signale lernen und festigen. Du solltest lernen, deinen Hund und sein Verhalten körpersprachlich zu lesen und Hilfestellungen in Problem- oder Konfliktsituationen zu geben. Zudem sollten die Belastungen des Alltags, weitere Umgebungen und die begonnende Sozialisierung aus der Welpenzeit weitergeführt werden. Egal wie alt dein Hund ist, du solltest deinem Hund immer die Hilfen geben, die er benötigt.
Wenn dein Hund noch nie gelernt hat, einen Gegenstand zu dir zu bringen, kannst du auch nicht erwarten, dass er es automatisch von alleine kann. Jede Rasse bringt eigene Fähigkeiten mit und manche Hunde bieten von alleine bestimmte Verhaltensweisen an, trotzdem müsst ihr das Signal für dieses Verhalten dem Hund beibringen. Du kannst nicht erwarten, dass dein Hund, weil er jetzt 6 Monate alt ist, bereits deine Signale kennt und in jeder Umgebung abrufen kann. Ca. 3000 Wiederholungen werden für ein Wortsignal in sämtlichen verschiedenen Varianten, Möglichkeiten, sowie Umweltfaktoren benötigt, um ein Signal unter Signalkontrolle bringen zu können. Zudem gibt es immer wieder hormonelle Veränderungen oder Stresssituationen, in denen euer Hund weder das erlernte Verhalten abrufen kann geschweige denn, etwas lernen kann. Du musst jeden Tag betrachten, wo steht dein Hund gerade und was kann ich in seinem heutigen Zustand erwarten.
Abschließend kann ich dir also raten, jede Zeit mit deinem Hund zu genießen, ein gemeinsames Hobby zu finden und auch in der Pubertät weiter zu trainieren. Du darst dich freuen, dass du deinen Hund bereits in der Welpenzeit zu einem guten Begleiter gemacht hast und auf die gut gelegten Grundmauern aufbauen. Ich wünsche dir eine tolle Zeit mit deinem Hund – sei fair ihm gegenüber und helfe/unterstütze ihn, wenn er es gerade selbst nicht leisten kann, dann steht einem tollen Team nichts im Wege!
Vor einigen Jahren stand ich mit einem gestressten, frustrierten und jagenden Rhodesian Ridgeback vor der Entscheidung, was ich noch tun kann, um eine gute Mensch-Hund Beziehung zu erhalten. Neben der Veränderung der Trainingsmethoden auf ein positives Training war klar, dass mein Rüde endlich ein Hobby zur Auslastung benötigt. In den vielen Jahren habe ich viele verschiedene Sportarten des Hundesports und Trends ausprobiert. Doch mein Rüde fand immer nur bedingt Interesse daran. Das Beste am Training waren für ihn die Kekse beim Üben, jedoch nicht die Aufgaben selbst.
In vielen Büchern zu unserer Problematik wurde immer zum Dummytraining geraten. Ich war selber nicht sonderlich begeistert, da mich diese Art von Training damals nicht wirklich interessierte. Eines Tages dachte ich, warum muss mein Hund eigentlich immer nur das machen, was mir Spaß macht. Ich entschied mich dazu, das Dummytraining auszuprobieren und nach dem Interesse meines Hundes zu entscheiden, ob es was für uns ist. Und was soll ich sagen, heute bin ich selber im Dummyfieber und kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass es mich früher so gar nicht interessiert hat.
Das Dummytraining besteht aus vielen verschiedenen Faktoren. Zum einen wird ein Grundstein für sämtliche Alltagssignale, einer guten Fußarbeit und Kommunikationssignale für verschiedene Aufgaben gelegt und benötigt. Diese Grundlagen kann ich inzwischen auch in vielen anderen Situationen anwenden. Auf Spaziergängen ,,stoppe“ ich inzwischen meinen Hund sehr häufig über den Pfiff und merke, dass immer weniger Frust entsteht. Ein Rückruf bedeutet für meinen Hund den Abbruch seines aktuellen Bedürfnisses, in ,,Stopp“ nur eine kurze Pause dessen.
Die Grundelemente sind genauso entscheidend im Dummytraining, wie die 3 Kerndisziplinen: Einweisen, Markieren und Suchen.
Einweisen
Das Endergebnis des Einweisens soll sein, dass nur der Mensch weiß, wo das Dummy liegt. Der Hund kann es im besten Fall am Ende nicht mehr sehen, riechen oder die Wurfstelle hören. Beim Einweisen wird dementsprechend die Beziehung, die Kommunikation und das Vertrauen zum Menschen gefördert. Der Hund muss sich darauf verlassen, dass die Signale des Menschen ihn zum Dummy leiten. Über die Signale „lauf geradeaus“, „stoppe“, „laufe rechts“ oder „laufe links“ gibt der Mensch die Koordinaten für das abgelegte Dummy. Kommt der Hund an die Stelle des Dummys, so erhält er mithilfe des Suchen-Pfiffs das Signal: „jetzt bist du nur noch eine kleine Suche entfernt (1-2m)“.
Markieren
Sowohl Mensch wie auch Hund haben gesehen, welche Wurfbahn das Dummy hatte und der Hund merkt sich die Fallstelle und unter Umständen auch noch weitere Fallstellen. Der Mensch schickt den Hund dann nach und nach auf die Fallstellen und bittet den Hund das Dummy zurück zu bringen. Wir schulen neben dem Apportieren des Dummys auch die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis und bauen eine Impulskontrolle zu einem fliegenden Objekt auf. Der Hund soll im besten Fall gelernt haben, dass er besonders viel Spaß hat, wenn er die Aufgaben mit seinem Menschen erarbeitet.
Suchen
In der großen Verlorensuche darf der Hund sein Sinnesorgan Nase voll auslasten. In der Suche wissen weder Mensch noch Hund, wo die Dummys liegen. Der Hund sucht über sein eigen erlerntes Suchbild nach und nach alle Dummys und bringt diese zum Menschen. Der Mensch begegnet seinem Hund dabei mit ganz viel Vertrauen und fördert seine Eigenständigkeit und das Selbstvertrauen des Hundes. Für viele Hunde ist dies sowohl körperlich wie auch psychisch eine gute Auslastung.
Du merkst schon, das Dummytraining ist sehr vielseitig und kann für viele Hunde eine gute Auslastung sein. Jeder Hund bringt unterschiedliche Fähigkeiten in dem Training mit. Da dieses Training aus der Jagdarbeit abstammt, ist es natürlich für jagende Hunde besonders gut geeignet und dient hervorragend als Jagdersatztraining. Natürlich verbessert der Hund durch das Training seine Fähigkeiten in den einzelnen Disziplinen, jedoch führt dies nicht zu einer höheren Jagdmotivation. Ganz im Gegenteil, das Dummytraining fördert, dass der Hund gemeinsam mit dir seine Bedürfnisse befriedigt und nicht einfach ins Jagen verfallen muss. Zudem lernt der Hund in sämtlichen Bereichen der Jagdkette eine bessere Impulskontrolle und Steuerung seines Drang in Bezug auf das Jagen.
Wahrscheinlich könnte ich weitere 100 Zeilen oder mehr über das Dummytraining schreiben. Dummytraining ist so viel mehr als nur apportieren und warten, bis der Hund zum Dummy laufen darf. Sämtliche Grundbedürfnisse deines Hundes zur Auslastung der Sinnesorgane können durch ein spannendes Dummytraining erreicht werden und lasten deinen Hund körperlich und psychisch aus. Auch junge Hunde/ Welpen können bereits Einzelbereiche entsprechend des Alters, Lernstatus und körperlicher Entwicklung spielerisch lernen.
Für mich war es damals die beste Entscheidung mal etwas zu tun, woran mein Hund Spaß hat und ich vielleicht nicht. Plötzlich lösten sich das ein oder andere Thema von ganz allein und es war kein großes Training in manchen Bereichen notwendig. Mein Rüde war plötzlich körperlich und psychisch ausgelastet, hatte Spaß und seine Bedürfnisse wurden erfüllt.
Ein schöner Nebeneffekt: Es musste auch kein Blödsinn mehr angestellt werden :-)
Über die richtige Leine und was der Markt inzwischen alles
an Leinen verkauft, könnten wir Stunden philosophieren. Neben den
unterschiedlichen Materialien, Varianten, mit verschiedenen Ringen oder
dekorativen Elementen, gibt es unterschiedliche Leinenlängen.
Was genau ist die Individualdistanz und was bedeutet es für das Mensch-Hund-Teams in Bezug auf die Leinenführigkeit?
In diesem Blogbeitrag möchte ich dir gerne näherbringen, warum du dir mal Gedanken über die Individualdistanz deines Hundes (an der Leine) Gedanken machen solltet.
Jeder Mensch wie auch jeder Hund hat seine persönliche Individualdistanz zu sämtlichen Sozialpartnern/innen. In diesem Beitrag geht es um die Individualdistanz zwischen Mensch und Hund an der Leine. Die Leinenlänge gibt dem Hund eine maximale Individualdistanz (Leinenlänge) zum Menschen während des Spaziergangs vor.
Ein Teil unserer Hunde suchen gerne nahen Kontakt zum Menschen und drücken sich sogar leidenschaftlich gern an die Beine von Frauchen oder Herrchen. Doch diesen nahen Kontakt mögen viele unserer Hunde ggf. nur Zuhause. Während des Spaziergangs haben Hunde häufig ganz andere Interessen.
Es gibt auch Hunde, die es vorziehen, lieber ein wenig Abstand zum Menschen zu halten und nicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, von einer Tasche, Jacke oder der Bewegung des Menschen erschreckt zu werden. Während der täglichen Gassi-Runde befriedigen unsere Hunde ihre Bedürfnisse über Schnüffeln, Stöbern, Laufen, Rennen usw.... Hunde gehen beim Spaziergang sozusagen dem menschlichen Zeitungslesen nach.
Betrachten wir nun eine Leine mit der Länge von 1-1,5 m, haben unsere Hunde kaum die Chance zu entscheiden, was sie am Spaziergang erkunden möchten und auch nicht, in welchen Tempo. In diesen Momenten passiert genau jenes Verhalten, welches wir nicht so gerne an unseren Hunden sehen:
- die Leine ist gespannt und straff
- der Hund zieht in eine Richtung
Ein Hund, deren Leinenlänge geringer ist als seine benötigte Individualdistanz wird immer von dir weg ziehen!
In vielen Fällen hätte eine längere Leine diesen Konflikt zwischen Mensch und Hund verhindert. Im besten Fall wäre der Hund kurz an die Schnüffelstelle gegangen und wäre nach einem kurzen Verweilen an dieser Stelle dem Menschen gefolgt. Im noch besseren Fall wäre der Mensch stehen geblieben, hätte kurz gewartet und zugesehen, wie der Hund schnüffelt und beide wären gemeinsam weiter gegangen. Eine längere Leine ersetzt natürlich nicht, dass ein Hund das Einhalten der Leinenlänge an lockerer Leine lernen muss. Die Leinenführigkeit ist ein wichtiger Lernbestandteil für jeden Hund. In allen hessischen Stadtgebieten, öffentlichen Plätzen, Veranstaltungen, zur Setz- und Brutzeit sowie an weiteren gekennzeichneten Orten/Plätzen besteht i.d.R. Leinenpflicht.
Dementsprechend gehört die Leine zu einem Leben mit Hund dazu und ist für einen entspannten gemeinsamen Spaziergang, das Laufen des Hundes an lockerer Leine, elementar. Damit meine ich absolut nicht das Ausführen des Signals ,,Fuß-laufen“, sondern an lockerer Leine mit dem Menschen an Straßen, Stadt, dem Weg zum Feld, Wald und Wiesen unterwegs zu sein.
Sollte dein Hund nicht 100% abrufbar sein oder die gesetzlichen Bestimmungen eine Leinenpflicht aussprechen, so solltest du den Hund im Freizeitbereich (Feld, Wiese, Wald, Spazierweg etc.) an einer Schleppleine von mindestens 10m sichern.
Doch zurück zum Thema Führleine und kleines rechnerisches Beispiel zur Leinenlänge. Ein kleiner Hund mit einer Schulterhöhe von 20 cm ist allein von der menschlichen Hand bis zu einem Meter entfernt. Habe ich nun eine Leine von 1,50 m, so gibt es maximal einen Radius von 1,30m, ohne dass ich die Rückenlänge des Hundes abgezogen habe. Unsere menschliche Schrittlänge beträgt im Durchschnitt 60cm. Ein bis zwei Schritte des Menschen reichen in diesem Beispiel aus, dass der Hund an straffer Leine läuft. Dafür muss der Hund kein eigenes Verhalten gezeigt haben, weswegen die Leine auf Spannung ist, sondern der Mensch ist lediglich zu schnell gelaufen.
Die Leinenlänge bedeutet zudem, dass der Hund direkt an den Füßen oder dem Bein laufen muss. Dies nehmen manche Hunde als durchaus unangenehm wahr. Im Vergleich aus unseren menschlichen Leben nehme ich gerne die Situation, wenn man in einer Stadt durch einen engen Tunnel bzw. eine Unterführung laufen muss und mein Körper dabei die Wand oder eine Hecke streift. Dies empfinde ich ebenfalls als sehr unangenehm. Genauso wie ich es sehr unangenehm empfinde, wenn ich an jedem Schaufenster mit der Hand von meinem Mann weitergezerrt werde und ich nicht mal in Ruhe mir etwas anschauen kann. Genau dieses Verhalten von uns müssen unsere Hunde im Falle einer zu kurzen Führleine immer wieder aushalten – zum einen werden sie durch eine zu kurze Leine recht schnell nach vorne ausgebremst, zum anderen müssen sie immer schnell hinterher, da der Mensch ja weitergeht.
Genau dies ist oft ein Grund dafür, dass der Hund die Leine nicht toll verknüpft und die Leine ganz oft mit Frust verbunden ist (zu Recht!).
Falls dir gerade der Gedanke durch den Kopf schießt ,, ach das ist jetzt aber kompliziert, dann nehme ich lieber eine Rollleine (Flexileine)“, auch davon muss ich euch dringend abraten. Rollleinen sind immer auf Spannung und euer Hund erhält immer Spannung und damit interpretierten Druck über die Leine als Emotion übertragen. Auch dies ist für euren Hund kein entspanntes und bedürnisorientiertes Spazierengehen.
Nehmt es bitte nicht als Vorwurf oder Kritik war. Auch bei mir ist der Alltag häufig stressig, mein Hund muss sich anpassen und ich habe bereits Weg und Ziel definiert. Doch wir sollten dabei die Bedürfnisse unserer Hunde nicht vergessen und immer wieder überprüfen, ob die Individualdistanz unseres Hundes durch kleine und einfache Veränderungen, wie z.B. eine längere Leine möglich wären. Und am Ende haben Mensch wie Hund einen positiven Effekt und einen entspannteren Spaziergang. Langfristig erhalten wir dadurch eine deutlich bessere Mensch-Hund Beziehung und vor allem eine wunderbare Zeit zusammen.
Probiert es aus und macht das Experiment mit einer längeren Leine. Nehmt euch mal bei einen Spaziergang nur Zeit für die folgenden Punkte:
- Beobachte mal, in welcher Position um dich herum dein Hund gerne laufen möchte (links, rechts, vor- oder hinter euch?)
- Gib deinem Hund die Möglichkeit, auch mal 3-5 Meter von dir entfernt zu laufen
- Dein Hund darf über den Weg entscheiden
- Wenn dein Hund stehenbleibt, so bleibe auch du mal stehen
- Beobachte den gesamten Spaziergang die Körpersprache deines Hundes und versuche zu entdecken, wann er sich am wohlsten fühlt
Das wichtige Thema Leine und was die richtige Leinenlänge ist, kann nicht aus dem ,,ff“ beantwortet werden. Jeder Hund ist individuell und unterscheidet sich in seiner Indivdualdistanz zum Menschen an der Leine. Wir empfehlen als Führleine eine Leinenlänge von 2,5m-3m und deinem Hund möglichst häufig dieselbe Leinenlänge zur Verfügung zu stellen (und gerade zum Erlernen des Laufens an lockerer Leine nicht dauernd die Leinenlänge zu verändern). Ich empfehle, im Freizeitbereich eine Schleppleine zu verwenden und auf Rollleinen zu verzichten, solange bis dein Hund gelernt hat, an lockerer Leine zu laufen.
Das alleinige Verändern der Leinenlänge ist die beste Voraussetzung, um mit positiver Verstärkung eine gute Leinenführigkeit zu erlernen und ist eine Grundbedingung in unserem Training.
Einen weiteren Artikel zum Thema Leinenführigkeit und wo dein Hund denn laufen soll, findest du hier:
Wo soll mein Hund denn laufen - links, rechts, vor oder hinter mir? (fairbindung-mensch-hund.de)
Was bedeutet Sozialisierung unter Hunden?
Immer wieder kommt im Hundetraining und bei Kontakt zu Welpenbesitzern die Frage auf nach dem Welpenspiel im Welpenkurs. Seit 30 Jahren ist nun bekannt, dass wildes Toben unter Welpen und vor allem in Großgruppen KEINE Sozialisierung bedeutet. Welpenspielgruppen können sogar eine gute Sozialisierung eures neuen Familienmitgliedes gefährden. Bei der Sozialisation geht es darum, dass ein Welpe/Hund lernt, dass es weitere Artgenossen gibt und wie man diesen Wesen im Leben begegnen kann. Unser Welpe soll lernen, ein positives, angenehmes und sicheres Gesellschaftsverhalten zeigen zu können. Genauer gesagt meine ich damit, dass ein Welpe/ Hund nicht bei Sichtung jeglicher Artgenossen in die Leine rennt, knurrt, bellt, jault usw. Im besten Fall sieht er einen Artgenossen, bleibt ruhig und entspannt und hat keinerlei Erwartungshaltung in die Situation.
Mein eigener Hund war als Welpe in einer sogenannten Welpenspielgruppe. Zu dieser Zeit besaß ich leider nicht das Wissen und die Erfahrung von heute. 10 kleine Welpen wurden in einen Kreis mit Blickrichtung aufeinander zum ,,Spielen“ geschickt. Es gab viele Kommentare zu den Verhaltensweisen des Kontakts. Die ängstlicheren oder verunsicherten Welpen mussten durch diese Situation durch und die, die als ,,Mobber“ unterwegs waren, sollten eine klare Ansage des Gegenübers erhalten. Ein absoluter kriegsähnlicher“ Zustand.
In diesen Begegnungen konnte weder ich noch alle anderen Anwesenden in keiner Weise die Körpersprache und Kommunikation der Hunde beobachten. In der Regel gab es ein Haufen Welpen auf einen Fleck und alles lief in Millisekunden ab. Ein vollkommenes Chaos und keinerlei gutes Lernfeld für das soziale Leben.
Eine gute Sozialisation beim Welpen entsteht, wenn es möglichst viele positive, ruhige und entspannte Begegnungen mit Artgenossen geben kann und der Welpe die Artgenossen lesen lernen kann. Dabei sollte der Welpe die folgenden Grundbedienungen erhalten:
- Oberste Regel überhaupt: Ein Nahkontakt ist überhaupt nicht nötig und vor allem kein MUSS!
- Der Welpe hat die Möglichkeit, mit Abstand und in Ruhe die Situation zu analysieren
- Der Mensch reagiert auf die Kommunikation des Welpen und unterstützt den Welpen bei seinen Entscheidungen
- Der Welpe darf sich Schutz beim Menschen suchen
- Der Welpe entscheidet über die Distanz zum Artgenossen und wird nicht verpflichtet am nahen Kontakt teilzuhaben
- Der Welpe darf jederzeit die Situation verlassen
- Der Mensch unterbricht den Nahkontakt, wenn der Welpe körpersprachlich ein Unwohlsein ausdrückt
- Der Welpe hat maximal zu einem weiteren Hund GLEICHZEITIG Nahkontakt, WEIL….
Ihr bemerkt schon, es ist viel wichtiger, dass der Welpe auf eine geeignete Distanz Artgenossen kennen lernt, sich langsam hündisch (in Bögen) annähern kann und die Mimik, Körperhaltung, den Geruch und die Bewegungen, sowie die Reaktionen des Gegenübers lesen lernt. Der Welpe erhält über seine Nase viele Informationen über den anderen Hund und kann im Zusammenhang mit der Mimik und Körperhaltung des Artgenossen einen positiven sowie aber auch negativen Kontext abspeichern. Aus diesem Grund ist das Nachschnüffeln, dort, wo der andere Artgenosse vorher war, so wichtig.
Wir sind die Gefährten unserer Welpen und begleiten ihn sein ganzes Leben. Wir entscheiden für unsere Hunde, was sie fressen, wo sie sich aufhalten, wo wir spazierengehen und noch vieles mehr. Gerade ein junger Hund benötigt eine definierte Begegnung und viel Schutz. Deswegen geht es nicht, dass wir als wichtigstes Bindeglied zum Hund uns aus der Verantwortung rausziehen. Ich höre so häufig den Spruch „“ Das machen die schon unter sich aus“. Dem kann und will ich nicht zustimmen und dies kann ich heute auch nicht mehr ertragen. Wir sind die Begleiter in allen Lebenssituationen unsere Hunde und stützen unseren Hund, wenn er selbst noch nicht in der Lage ist, eine Situation gut zu überstehen.
Bei allen Grundalltagsaufgaben fallen uns gefühlte 1000 Dinge ein, die wir unserem Welpen mit auf dem Weg geben wollen. Genau diese Grundhaltung sollten wir im Sozialkontakt ebenfalls haben und nicht davon ausgehen, dass sie sich das schon selbst beibringen.
Natürlich ist es wichtig, dass Welpen die Welt kennenlernen mit allen vorhandenen Lebewesen - doch bitte mit Maß, Ruhe und keinem voll getakteten Wochenplan. Auch in diesem Fall ist weniger häufig mehr, damit der Welpe die Möglichkeit hat, Erlerntes zu verarbeiten. Denkt daran, dass Hunde ein Leben lang lernen und nicht die ersten Monate bis in die letzte Stunde ausgebucht sein sollten. Die Ruhephase von 20-22 Stunden steht an erster Stelle und ist auch in der Sozialisation elementar.
Sozialisierung ist ein Prozess und bedeutet lebenslange Anpassung an die Umwelt. Den Grundstein dafür legst DU!
Die kleine Lernwelt eines Welpen - wie dein Welpe lernen kann, alltagstauglich und entspannt die Welt zu erkunden.
Für die Lebenswelt eines Welpen bist du in der Rolle der Eltern, Sozialpartner, Erzieher und Lehrer und natürlich vieles mehr. Große Herausforderungen im Dschungel der Lernerfahrungen von tausenden unterschiedlichen Übungen und Situationen, die dein Welpe bewerkstelligen soll, stehen an.
Vorab erinnere ich gerne alle Welpenbesitzer daran, dass in der Regel ,, weniger mehr ist“ und unsere Erwartungshaltung an die Welpen häufig zu groß ist. Viele Welpen sind sehr schnell chronisch überfordert und stehen unter Dauerstress. Welpen benötigen für alle Lernbereiche ein gutes Lernklima, Konzentration und Energie, um eine gute Lernerfahrung machen zu können. Alle Situationen benötigen im Nachgang Verarbeitung und Aufbereitung im Gehirn des Welpen. Unsere Alltagssituationen und –Abläufe sind ein täglicher Lernprozess für die Welpen und fordern ihnen bereits eine Menge ab.
An vielen Tagen sind Welpen nur durch unseren Tagesablauf und die damit verbundenen Herausforderungen ausgelastet. Die Lernwelt eines Welpen sollte die folgenden Bereiche beinhalten:
- Ruhe und Gelassenheit in allen Lebenssituation (Zuhause, Garten, Außenbereich, ...)
- Vertrauensaufbau einer harmonischen Mensch-Hund Beziehung
- Aufbau einer gemeinsamen Kommunikation und Verlässlichkeit des Menschen zum Hund
- Erwünschtes Verhalten bestätigen, damit der Hund lernt, was richtig ist (vom Menschen erwünscht). Unerwünschtes Verhalten so nett wie
möglich unterbrechen und ein Alternativverhalten abfragen/trainieren
- Bedürfnisbefriedigung und Umgang mit der eigenen Frustration erlernen
- Alltagssituationen, Alltagsabläufe, unterschiedliche Umweltfaktoren, wie Umgebungen, Geräusche, verschiedene Untergründe etc.
- Allen anderen Sozialpartnern und Lebewesen (egal ob Mensch oder Tier) zu begegnen
Wie du siehst, fehlen Signale, wie ,,Sitz“, ,,Platz“, ,,Bleib“ und ,,Fuß“ in meiner Auflistung. Diese Verhaltensschemen sind nicht elementar in der Welpenzeit und sollten nachrangig im Jungehundealter aufgebaut werden. Oftmals verbraucht dies schon zu viel Energie und Aufmerksamkeit, um die wirklich wichtigen Lebenssituationen zu lernen und für das gesamte Leben eines Hundes aufzubauen.
Wenn dein Welpe die oben genannten Lernbereiche gut erlernt, dann habt ihr einen guten Grundstein gelegt und eine hervorragende Lernatmosphäre.
Die Erkundungsreise des Welpen sollte langsam und sondiert beginnen. Kleine Minuteneinheiten reichen vollkommen aus und dein Welpe sollte davor geschützt werden, nicht ständig und dauerhaft überfordert zu werden. Viele Erfahrungen macht dein Welpe ganz nebenbei und muss durch euch nur durch gutes Management und als vertrauensvoller Sozialpartner unterstützt werden.
Management bedeutet, dass unerwünschtes Verhalten gar nicht erst auftritt und macht einen Großteil der Welpenzeit aus. Ein Welpe, der von Anfang an gelernt hat, bei Begrüßungen alle vier Pfoten auf dem Boden zu lassen, wird i.d.R. später nicht mehr anspringen. Ein Welpe, der gelernt hat, mit einem Hund gut zu kommunizieren und dabei nicht von anderen gestört wird (wenigstens in der ersten Zeit), wird später auch gut kommunizieren können. In einer Hundegruppe, in der 5-10 Welpen gleichzeitig aufeinander losgelassen werden, ist genau dies nicht möglich.
Zudem lernt meist ein Teil der Gruppe, dass Mobben ok ist und ein anderer Teil der Gruppe, dass andere Hunde extrem aufregend oder gar doof sind, sofern die Bezugspersonen ihre Hunde nicht sehr gut im Blick haben und rechtzeitig unterbrechen.
In eurer Lernwelt steht in dieser Zeit vor allem im Vordergrund, euren Welpen richtig lesen zu lernen. Die Körpersprache deines Welpen hilft dir, für deinen Welpen eine vertrauensvolle und sichere Lernatmosphäre zu schaffen.
Natürlich ist es schön, einen Hund zu haben, der viele Signale kennt und ,,aufs“ Wort hört. Doch dies hat Zeit und es ist in keiner Weise förderlich, alle diese Signale schon in die Welpenzeit aufzubauen. Denkt daran, dass auch du eine Ausbildung oder Studium absolvieren musstest, um Profi in bestimmten Bereichen zu werden.
Abschließend zusammengefasst steht in der Welpenzeit im Vordergrund, eine gute Beziehung zu dir aufzubauen, dass ihr euch gegenseitig kennenlernt und mit viel Ruhe und Gelassenheit die Welt erkundet. Die Basis dafür ist Vertrauen!
Autorin: Tina Bunkofer
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